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Das Drenthe Heideschaf
Das Drenthe Heideschaf ist die älteste Schafrasse
auf dem westeuropäischen Festland.
Ab etwa 4000 v. Chr. erscheint es im
Gebiet der heutigen niederländischen Provinz Drente, vermutlich
mitgebracht von Einwanderern aus dem heutigen Frankreich. Das Drenthe
Heideschaf ist damit das letzte Überbleibsel einer Schafhaltung, wie es
sie dort schon vor etwa
6.000 Jahren gab.
Das Drenthe Heideschaf ist im Gegensatz zu
veredelten Schafrassen in der Lage, in kargen Heidegebieten zu überleben.
Noch im letzten Jahrhundert haben Heideschafe einen wichtigen Beitrag
zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Flächen geleistet.
Tagsüber zog die Herde, geführt von einem Schäfer und seinen Hunden, über die
Heide, nachts wurden die Schafe in die Koppel gesperrt. Der in der
Koppel gesammelte Mist wurde mit Grassoden
vermischt und damit die Feldflur (das Ackerland) gedüngt.
Ohne
Schafmist wäre Ackerbau in jener Zeit praktisch nicht möglich gewesen.
Als der Kunstdünger aufkam, wurde Schafmist überflüssig.
Heideflächen wurden urbar gemacht und die Heideschafe wurden nicht mehr
gebraucht. Weil ein Heideschaf auch sonst wenig produktiv ist, war damit
ihre ökonomische Basis weggefallen. Die Drenter Heideschafe des alten
Typs sind dadurch zum größten Teil verschwunden.
Auf den kargeren Heideflächen wurde immer öfter
ein Schoonebeeker Bock eingesetzt.
So entstand eine Kreuzungsrasse, das
sog. Drenthe Heideschaf Neuer Zuchtrichtung.
Dieses Schaf hat die
Ramsnase der Schoonebeekers und oft auch dessen Farbabzeichen auf dem
Vlies. Die Hörner der Böcke sind einigermaßen degeneriert. Sie
besitzen eine engere Spirale und wachsen dichter an den Backen, manchmal
wachsen die Spitzen sogar in Wangen oder Kiefer ein. Ein Großteil der
Drenther Heideschafe, denen man heute begegnet, entsprechen diesem neuen
Typ.
Das Aussterben der Rasse schien schon fast
unabwendbar, da wurde 1948 im Ort Ruinen glücklicher Weise eine Herde
Drenthe Heideschafe gestiftet. Die Schafe kamen aus Restbeständen einer
Herde in Kralo, von Wessel Luten aus Ruinen, Wellem Huizing aus Emmen
und einigen privaten Haltern. Huizing wurde fester Schäfer der Herde,
Luten wurde unregelmäßig als Schäfer eingesetzt.
Im Jahre 1977/78 machte W. van Helden von der
damals neu gegründeten „Stichting
Zeldzame Huisdierrassen”, eine
Bestandsaufnahme des Drenthe Heideschafs. Er traf zumeist Kreuzungstiere
an, sowohl bei Hobbyhaltern als auch in den Herden. Alle waren guten
Willens, aber es gab keine gemeinsame Organisation oder Zielsetzung.
Seit 1985 besteht der Züchterverband „Nederlandse
Fokkersvereniging het Drentse Heideschaap“.
Sein vorrangiges
Ziel ist die Förderung der Zucht des Drenter Heideschafs alten Typs.
Die Initiatoren waren Frans Westenbrink, Bert van Opstal und Wim
Dimmers. Erstgenannter stand schon seit einiger Zeit in Kontakt mit der
SZH. Eine erste Informationsschrift und die Rassebschreibung wurden in
enger Abstimmung mit dem Zuchtbeauftragten der SZH, Van Helden,
erstellt.
Schon seit seiner Gründung ist es das Ziel des Züchterverbands,
die Diversität der Rassemerkmale zu erhalten, indem so viele geeignete
Tiere wie möglich zur Zucht zugelassen werden. Bei den Körungen werden
daher keine Prämierungen vorgenommen, weil sonst das Risiko besteht,
dass nur mit den prämierten Tieren und deren Nachkommen weitergezüchtet
wird. Damit wäre das Risiko von Inzucht und des Verlusts von
rassetypischen Farbschattierungen verbunden.
Die Eigentümer von Schafherden in der Provinz
Drente, zumeist gemeinnützige oder halböffentliche Einrichtungen, übten
sich anfangs in interessierter Zurückhaltung. Sie hatten genug zu tun
mit der Rettung der Heide und dem Aufbau von Fonds für die Unterhaltung
der Herden. Inzwischen arbeiten die großen Herdenhaltungen im Züchterverband
mit. Sie setzen registrierte Bücke ein und lassen ihre Mutterschafe
ebenfalls durch Zuchtwarte beurteilen. Das hat die Anzahl registrierter
Tiere erheblich gesteigert. In der Deckzeit werden in den Herden immer
mehrere Böcke gleichzeitig zugelassen. Das Aufteilen der Herden und das
individuelle Belegen ist zu arbeitsintensiv und daher zu teuer. Außerdem
stellen die Herden auch eine touristische Attraktion dar und eine
Aufteilung der Herden in der Deckzeit ist nicht erwünscht. Der Einsatz
mehrerer Böcke in den großen Herden hat darüber hinaus den erwünschten
Nebeneffekt, dass die natürliche Auslese im ursprünglichen Lebensraum
zur Erhaltung und Verstärkung der Rassemerkmale beiträgt.
Heutige Funktion des Drenthe Heideschafs
Eine Funktion, die das Drenthe Heideschaf schon
immer inne hatte, nämlich die Pflege und Erhaltung der Heidegebiete
bleib erhalten. Wenn ein Heidegebiet nicht beweidet wird, verwandelt es
sich in eine Grasfläche und/oder Wald. Daher beweidet man diese Gebiete
oft mit Herden von Heideschafen. Viele dieser Herden werden mit öffentlichen
Mitteln erhalten.
Daneben werden viele Drenthe Heideschafe von
Privatleuten gehalten. Ohne den Einsatz dieser Züchter wäre die
Erhaltung des Drenthe Heideschafs Alter Zuchtrichtung eine fast unlösbare
Aufgabe. Die Bestandszahlen der Rasse sind schwer zu schätzen. Sicher
ist, dass die Rasse zu einer des seltensten in den Niederlanden gehört.
Im Jahr 2005 gab es etwas 5.400 registrierte erwachsene Tiere, wovon ca.
2.600 gekört waren.
Rassebeschreibung
Der seltene alte Typ des Drenthe Heideschafs hat
einen schlanken und gestreckten Körperbau, so dass es sich auf schlecht
zugänglichem Terrain leicht bewegen kann. Der Oberbau ist kräftig und
gerade. Die Beine sind schlank und fest mit trockenen Gelenken. Es ist
ein relativ kleinrahmiges naturbelassenes Schaf. Es benötigt nur wenig
Betreuung und ist in hohem Maße fähig, sich selbst zu versorgen. Mit
seinem Halter baut es stets eine vertrauensvolle Bindung auf.
Der Kopf zeichnet sich durch ein gerades
Nasenprofil aus. Die Stirn kann etwas erhöht sein, aber meist setzt
sich die gerade Nasenlinie fort. Der Kopf trägt ein mattes Haarkleid,
eine glänzende Behaarung ist weniger erwünscht. Zwischen den Hörnern
ist oft ein Wollschopf zu erkennen. Der Schwanz ist gut bewollt und soll
minimal über die Ferse reichen.
Die
Wolle besteht aus drei Sorten von Fasern: der feinen Unterwolle, den
langen haarigen Fasern (Grannen) und den dicken hohlen Fasern, Kemp
genannt (Stichelhaare). Das Vlies ist relativ lang, glatt und
herabhängend. Der Wollertrag beträgt 1 bis 2 kg pro Jahr und Tier.
Abgesehen von den vollständig schwarzen Tieren ist
das Vlies ist einheitlich grauweiß. Die Farbe der Kopf- und
Beinbehaarung variiert von weißlich bis ganz schwarz, aber Töne
zwischen hell- und dunkelbraun kommen am häufigsten vor. Diese Tiere
werden dann als helle oder dunkle Füchse bezeichnet. Gefleckte Partien
an der Kopf- und Beinbehaarung kommen ebenfalls vor. Wenn es sich um getüpfelte
Partien handelt bezeichnet man das Tier als „Smodde“. Pigmentflecken
im Vlies sind unerwünscht, obwohl die Nackenpartie oft etwas dunkler
gefärbt ist. Schwarzbunte Tiere sind ebenfalls nicht erwünscht, aber
einige weiße Abzeichen auf Kopf, Schnauze, Nacken, Beinen und
Schwanzspitze sind kein Problem.
Weibliche Tiere können hornlos oder behornt sein.
Die Hörner sind dann schräg nach hinten und nach außen gerichtet und
können gebogen sein. Die Böcke sind immer behornt. Die Hörner sollen
vom Kopf abstehen und weiträumige Spiralen bilden. Dadurch haben die
Ohren ausreichend Platz.
Der alte Typ Drenthe Heideschafe wirft meist ein
Lamm, aber bei guter Versorgung sind auch Zwillinge keine Seltenheit.
Die Tiere sind leichtlammig und die Muttereigenschaften sind
ausgezeichnet.
(Quelle: www.www.vieh-ev.de)
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